Bildwelten in Esslingen, 1996 (c) Stih & Schnock, Berlin

Bildwelten

Als Renata Stih und Frieder Schnock im Rahmen des Kunst am Bau - Programms des Landes Baden-Württemberg im Jahr 1995 diese Leuchtbildwand konzipierten, wollten sie ein Zeichen setzen, das eigenständig wirkt und sich gleichzeitig mit der Architektur verbindet. Der moderne Gebäudekomplex, in dem sich der Charakter der Fachhochschule für Technik Esslingen spiegelt, bedurfte keiner künstlerischen Applikationen. Vielschichtige Formvariationen des Bauensembles, unterschiedliche Höhen, gestaffelte Blöcke, Durchgänge und Glasbrücken, verlangten nach einer Zentrierung, die durch den neu entstandenen Campusplatz vorgegeben wurde. Die hohe Westwand der Zentralwerkstatt bot sich als ideale Bildwand an und mit Farbe konnte dieser Blickfang im metallgrau/blau gehaltenen Gesamterscheinungsbild hervorgehoben werden.

In Raum ...

Es stellte sich die Frage nach dem kulturellen Umraum, nach Traditionen und nach der Verortung im Alltag, denn es sollte kein fremdes Anschauungsobjekt entstehen, sondern ein 'Etwas', das mit dem Betrachter kommuniziert. Durch die neue Anbindung an die Altstadt und gleichzeitige Transparenz zum Stadtraum bestand die Möglichkeit, nicht nur Angehörige der Fachhochschule anzusprechen, sondern auch Flaneure, Rad- und AutofahrerInnen und BürgerInnen mit Fernsicht. Die Künstler wählten als Medium für das Programm mit bewegten Bildsequenzen eine LED-Wand mit Lumineszenzdioden (Light Emitting Diodes). Diese Leuchtbildwand besitzt eine hohe Strahlkraft, die über die vorgegebene Fläche hinaus reicht, in die Ferne wirkt und am Tag und in der Nacht immer gegenwärtig ist.

... und Zeit

Stih und Schnock konzipierten und erstellten ein 25-stündiges Kunstprogramm. Durch die Variation des zeitlichen Ablaufs sind zu festen Zeiten an aufeinanderfolgenden Tagen stets neue Bildfolgen zu sehen. Sequenzen aus Alltag und Technik greifen ineinander und werden im sozialen Kontext gesehen. Bilder und Texte potenzieren sich wechselseitig. Die Wand ist stumm, die Geräusche kommen aus der Umwelt: Verkehr, Maschinen, Stimmen, Musik. Es sind Texte und Bilder, Stummfilme, in die der Betrachter seine eigenen Erinnerungen projizieren kann. Aus Bildern werden Geschichten und aus Worten Bilder. Bilder geraten in Bewegung, schaukeln sich auf, wachsen aus dem Rahmen oder reduzieren sich zu Lichtpunkten. Man kann verweilen und neuen Sehwegen folgen.
Das Tempo dieser bewegten Bilder unterscheidet sich von den Sehgewohnheiten der Fernsehwelt, den kurzen, knappen Sequenzen mit harten Schnitten. Hier pulsiert ein anderer Rhythmus; die episodenartigen Sequenzen laufen im ruhigen Zeittakt. Der Betrachter hat genügend Muße, Bildveränderung nachzuvollziehen und durch das Wiedererkennen wird Ungewohntes durchschaubar. Im Laufe der Zeit entsteht Vertrautheit mit diesem 'Wesen', dem Schaufenster der FHTE.

Technik (1995/1996):
10.752 Lichtpunkte (Module mit jeweils 2 roten und 3 grünen Leuchtdioden / LEDs)
Anzeigefläche 1400 x 4800 / 56 x 192 Pixel, 400V/50Hz, ca. 3-4 KVA (bei 30% Leuchtenauslastung)

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